Lineup: Daniel Kempin Gitarre/Gesang
Daniel Kempin – Exil und Emigration in jüdischen Liedern
Eine ungewöhnliche Familie: Der eine Sohn ist Kirchenmusiker einer katholischen Gemeinde in Deutschland. Der andere lebte 12 Jahre in Jerusalem und ist überzeugter Christ mit jüdischem Selbstbewusstsein. Der dritte, Daniel Kempin, war Christ und kehrte als junger Mann zum Glauben seiner Vorfahren, zum Judentum zurück. Eines indes haben sie gemeinsam: Sie sind allesamt gute Musiker. Die Begabung erbten sie von ihren Eltern, die als Kirchenmusiker ihren Lebensunterhalt verdienten.Daniel Kempin trägt seine Lieder in einer Sprache vor, die seine Eltern kaum verstanden hätten und die er selber erst mühsam erlernen musste: in Jiddisch. Jiddische Kultur entsteht nicht nur in Israel, sondern vorwiegend in der „Galluth“, im Exil. Amerika – das ist für Daniel Kempin ein Zauberwort. Er liebt die Selbstverständlichkeit des Alltags dort. »Das jüdische Leben ist viel differenzierter. In Crown Heights etwa, einem Teil von Brooklyn, gibt es koschere Fast-Food-Restaurants«. Auch die Toleranz und das religiöse Leben haben ihn tief beeindruckt: »In Deutschland geht man nicht in ein Gebetshaus, sondern in ein Hochsicherheitsgebäude«, bedauert er. Seither ist der in Wiesbaden geborene und im Rhein-Main-Gebiet lebende Kempin auch in Amerika ein in der jüdischen Community bekannter Künstler.
Wenn er in seinem Programm jiddische Lieder vom Mittelalter bis zur jüngeren Gegenwart vorträgt, ist er in gewisser Weise auch ein Historiker, der anhand von Musikdichtung jüdische Geschichte lebendig macht. Manch ein jüdisches Volkslied hat Kempin dem Vergessen entrissen, indem er es – z. B. in Jerusalem – mit einem Tonbandgerät aufgezeichnet und in sein Repertoire übernommen hat. Dort besuchte er auch eine Talmud-Hochschule, die er trotz des Golfkrieges nicht verließ.
Sein Jiddisch hat Kempin in Intensivkursen in England und Israel gelernt. Dieser von den Juden in Osteuropa gesprochene Slang ist übrigens kein Dialekt, sondern eine eigenständige Sprache mit eigener Grammatik und eigenem Wortschatz. Obwohl immer weniger Menschen Jiddisch sprechen, glaubt Kempin nicht an das Aussterben dieser Sprache. Seit 100 Jahren werde der Tod des Jiddischen vorausgesagt, erzählt er, und immer wieder habe es Erneuerungsbewegungen gegeben. In dieser Kunstform gilt er als einer der führenden Künstler in Deutschland.
Chasan Daniel Kempin
Musikstudium in Darmstadt, einige Semester Studium der Judaistik in Frankfurt und in einer Jeschiwa in Jerusalem. Jiddisch-Intensiv-Sprachkurse in Großbritannien und Israel. Konzerte und Workshops seit 1983 u.a. in Großbritannien, Polen, Ungarn, Russland, Israel und den USA. Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie fünf z.T. mehrfach ausgezeichnete CD-Veröffentlichungen. Kempin ist der Kantor des Egalitären Minjan der Frankfurter Jüdischen Gemeinde. Die Ordination bei ALEPH/Jewish Renewal in den USA zum Chasan erfolgte 2015. Seit 1985 im Interreligiösen Dialog vielfältig aktiv, ist er Mitbegründer und -leiter des Interreligiösen Chores Frankfurt (IRCF).
Die Einnahmen werden für die Jüdische Kultusgemeinde Dortmund und ihre Unterstützung von Menschen in der Ukraine gespendet.
Veranstalter: Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V.