Tolle Musik teilen

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Die domicil-Bar Gäste wurden schon seit Jahren durch DJ bestens unterhalten - sowohl durch Vereinsmitglieder als auch externe DJs. Nach dem Lockdown ging der Verein 2020 das Thema Bar-Beschallung nochmal gezielt an. Seit 2021 hat sich ein Team aus Vereinsmitgliedern gefunden, das an einem Tag in der Woche Vinyl auflegt: zunächst donnerstags, seit 2022 jeden Montag parallel zur Session. Im Gespräch erklären die DJs Zumbi und Sacre Petzi, worauf es dem Team ankommt.

Mann am Plattenteller, legt Schallplatten auf.
DJ Jaques Bovy legt auf: Beim Vinyl-Shake kommen selbstverständlich nur Schallplatten auf den Teller. Foto: Team Vinyl-Shake

Redaktion: Was kommt denn so bei euch auf den Plattenteller?

Sacre Petzi: Das Spektrum ist groß: Jazz, Funk, Blues, world beats, Latin/Brasil, ambitionierter Pop/Rock, Rare Grooves, ein wenig Elektronisches. Es muss Niveau haben und zur Bar-Atmosphäre passen.

Zumbi: Das heißt nicht, dass nur „Seichtes“ aufgelegt wird, im Gegenteil: Die Gäste werden durchaus gefordert zuzuhören. Es ist immer eine Gradwanderung zwischen Background-Mucke und Listening-Bar - Beispiel Japan - , die bisher auf Interesse mit überwiegend positivem Feedback stieß.

Was habt ihr euch auf eure Fahne geschrieben?

Zumbi: Wir wollen den Gästen der Bar attraktive, individuell ausgesuchte Musik präsentieren. Es entstehen interessante Track-Folgen, die kein Algorithmus erzeugen kann. Unser Montags-Angebot mit der parallel stattfindenden Session ist insgesamt ein attraktiver Musik-Tag, um das domicil zu besuchen. Zumal bei freiem Eintritt. Dabei wollen wir auch mit interessierten Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch kommen und generell die Bandbreite kreativer, zeitgenössischer Musik seit den 1950er-Jahren vermitteln.

Zwei Männer am Plattenspieler.
DJs JJP (links) und Zumbi: Jeder Abend wird individuell vorbereitet. Termine und Themen werden vorab koordiniert. Foto: Team Vinyl-Shake

Redaktion: Wie läuft denn so ein Abend ab?

Zumbi: Es legen jeweils zwei DJs auf. Jeder gestaltet Sets, die so in der Regel zwischen 20 Minuten und einer Stunde lang sind. Die Paarungen werden monatlich neu zusammengestellt, so dass man sich gegenseitig inspirieren kann. Zum aktiven Team gehören aktuell fünf DJs. Vier weitere sitzen sozusagen auf der „Ersatzbank“ und springen ein, wenn mal jemand vom Stamm-Team ausfallen sollte. Jeder Abend wird individuell vorbereitet. Termine und Themen werden vorab koordiniert. Private Musikhör-Treffs tragen zudem bei, Ideen und Entdeckungen schon im Vorfeld auszutauschen.

Sacre Petzi: Es gab bisher auch einige Themenabende, etwa Brasil/Latin, British Jazz, European Jazz oder „drummers world“. In letzterer haben wir die Musik von hochkarätigen Drummern vorgestellt. Daneben gab es einige „RIP-Memorials“ in Gedenken an Wayne Shorter, Joao Donato, Jeff Beck, Rolf Kühn und Wolfgang Engstfeld

Redaktion: Was ist denn für euch selbst das Besondere am Vinyl Shake??

Sacre Petzi: Der Musikgeschmack ist sehr individuell. Man kann sich an jedem Abend neu gegenseitig inspirieren! Es ist immer eine Freude, tolle Musik zu teilen.
Es ist einfach großartig, mitten im Geschehen zu sein. Man kommt leicht ins Gespräch mit Stammgästen, aber auch mit neuen Besucherinnen und Besuchern. Es kommen auch viele junge Gäste, die auch die Session ansteuern, aber oft erstmal bei guter Musik in der Bar hängen bleiben.

Ein Man legt Schallplatten auf.
DJ Funkdocta. Foto: Team Vinyl-Shake
Eine Personengruppe
Für das DJ-Team ist und bleibt die Schallplatte ein Gesamtkunstwerk. Foto: Team Vinyl-Shake

Redaktion: Ihr seid waschechte Vinyl-Fans. Warum bevorzugt ihr die schwarzen Scheiben?

Sacre Petzi: Die Schallplatte ist ein Gesamtkunstwerk: Das Cover im 30 mal 30 Zentimeter Format! Die Musik hat eine bestimmte Dramaturgie, die durch keinen Algorithmus durcheinandergebracht wird. Man gibt dem jeweiligen Album, das man erstanden oder geschenkt bekommen hat, mehr Aufmerksamkeit. Es wird Teil der eigenen musikalischen Sozialisierung.

Zumbi: Platten, die es wert sind, gehört zu werden, kommen auch noch nach Jahrzehnten immer wieder auf den Plattenteller. Die LP-Sammlung bietet die Chance nicht in der Musik-Flut unter anderem des Internets zu ertrinken, sondern sich musikalische Schätze durch mehrfaches Zuhören zu erschließen. Darüber hinaus enthält das Cover/Booklet Infos über Besetzung, Komponisten, Lyrics, Hintergrundinfos. Alles bestens geeignet, um wirklich einzutauchen! Als Käuferinnen und Käufer von Tonträgern tragen wir Vinyl-Fans mit zur Alimentierung der Musikschaffenden bei. Jedes Album ist ein Mosaikstein in der Karriere eines Künstlers.

Redaktion: Die CD war seit den 80er Jahren das angesagte Speichermedium für Tonträger. Warum also kein „CD-Shake“

Zumbi: CDs sind einfach nicht sexy: in der Regel in Plastik verpackt, winziges Cover in zwölf mal zwölf Zentimeter. Dann fehlen oftmals die Original-Booklet-Texte oder die Besetzung oder es ist kaum lesbar. Bei einigen CDs ist der Sound scharf und komprimiert, manchmal fehlen die Höhen, nur damit es nicht rauscht. Die Kopierbarkeit der CD nimmt dem Tonträger zudem den Nimbus des Besonderen und Wertvollem. Die Vinylshake-Gäste bekommen mit, dass nur handverlesene Schallplatten – statt einer PC Playliste – aufgelegt werden, - das wird auch als Geste der Wertschätzung gegenüber den MusikerInnen wahrgenommen!

Redaktion: Dann ist Streamen für euch ebenfalls tabu?

Sacre Petzi: Nein, aber Streamen bietet vor allem viele Möglichkeiten, neue Musik kennenzulernen. Mit wenig Aufwand kann man recherchieren und neue Musik genießen. Auch die Möglichkeit, auf Reisen beziehungsweise an allen Orten der Welt eine riesige Musikbibliothek zur Verfügung zu haben, ist phänomenal. Aber leider stehen diesen Nutzervorteile eine krassen Ausbeutung der Musikerinnen und Musiker gegenüber. Diese lassen Streamen nur zu, um überhaupt sichtbar zu sein in der globalen Musikwelt. Die Vergütung ist katastrophal und das Urheberecht wird völlig unzureichend geschützt.

Zumbi: Wer Lust hat sich zu dem Thema eingehender zu informieren, der kann gerne meinen Beitrag zu dem Thema lesen, der in der JAZZZEITUNG online im Juli 2021 veröffentlicht wurde (Digitalisierung im Jazz / Fördermöglichkeiten Jazz - JazzZeitung).

Redaktion: Wie sieht eure Planung für dieses Jahr aus?

Zumbi: Wir wollen immer wieder neue Schwerpunkte setzen, um in die Tiefen unserer Sammlungen vorzudringen: Es soll abwechslungsreich bleiben, auch für die Stammgäste. Spannend fänden wir auch, wenn Musikerinnen oder Musiker live zu ausgesuchten Tracks spielen würden.

Das domicil-DJ Team 2024

Kerntruppe:

DJ Jaques Bovy (Olaf Weisenborn)
DJ N.elke (Elke Nachtigall)
DJ Mercedes Henz (Daniel Henz)
DJ Sacre Petzi (Michael Peters-Thöne)
DJ Zumbì (Günter Maiß)

Gelegentlich:
DJ JJP (Jürgen Jan Preissner)
DJ Mr. Groove (Wolfgang Wertz)
DJ Funkdocta (Dr. Jörg Plöger)
DJ Uwe (Uwe Plath)

Redaktion: Michael Kalthoff-Mahnke

Ein Mann am Schlagzeug
Zukunftsmusik: Wünschenswert wären auch Musikerinnen oder Musiker, die live zu den aufgelegten Tracks spielen. Im Bild: DJ Sacre Petzi: Foto: Günter Maiß

Sei dabei – Ehrenamt im domicil Dortmund e.V.

Du willst dich im Kulturbereich engagieren? Du suchst nach einem sinnstiftenden Engagement? Du liebst Musik? Du wirkst gern in einem tollen Team mit? Du nimmst Dinge in die Hand und setzt deine Ideen mit anderen um? Dann komm zu uns ins domicil. Weitere Informationen über uns gibt es auf unserer Website und bei den Mitgliedern des Vereins.

Hier gibt's den KONTAKT zum domicil

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